Der Ostpfuhl
Eine mündlich überlieferte Sage von Herzberg
Vor mehr als 100 Jahren kam ein Trupp Franzosen nach Herzberg, und die Einwohner hatten unter der Einquartierung viel zu leiden. Endlich zogen die Franzosen ab, ließen aber viel mitgehen. Als man sich sicher glaubte, holte man die versteckten Habseligkeiten wieder hervor.
Der Ortsschulze , Kossät Hennig, war gerade dabei, die im Hofe verborgen gehaltene Gemeindekasse ins Haus zu bringen, als vom Nachbargrundstück der Ruf ertönte: " Die Franzosen kommen!" Im Nu macht der Ortsvorsteher kehrt, rennt in den Garten und will die Kasse in aller Eile mit Erde bedecken.
Da lenkt der Feind (ein Reiter war es nur) auch schon in den Hof. Von seinem Rosse aus sieht er den Ortsschulzen laufen und sprengt flugs über die Hecke in den Garten hinein. Der Gemeindevorsteher, die Kasse in der Hand, flüchtet aus dem Dorfe, verfolgt von dem säbelschwingenden Franzosen. Immer näher rückt dieser auf. Da stürmt der Ortsschulze in einen Sumpf (den nicht ganz zugewachsenen Ostpfuhl), der gefährliche Stellen aufweist. Doch ihm ist von Kindheit an ein sicherer Steg bekannt.
Und während er auf diesem dahineilt, sprengt der Franzose seitwärts und will ihm den Weg abschneiden. Dabei gerät er ins Bodenlose. Ein markerschütternder Schrei ertönt...und Mann und Roß sinken vor den Augen des Schulzen in die Tiefe. Der Ortsvorsteher aber kam unbeschadet hinüber und brachte die unversehrte Gemeindekasse ins Amt zurück, von den Einwohnern herzlichst beglückwünscht.
Noch heute zeigt man im "Ostpfuhl" jene Stelle, wo der Franzose versank.